Polizeiakademie Niedersachsen erweitert internationale Kooperationen

Delegation besucht die International School for Holocaust Studies in Jerusalem



Nienburg. Unter der Leitung der stellvertretenden Akademieleiterin, Andrea Marquardt, reiste eine kleine Delegation der Polizeiakademie Niedersachsen vom 23.-30.4.2022 nach Jerusalem, um dort mit der International School for Holocaust Studies Gespräche über eine Zusammenarbeit beider Bildungseinrichtungen zu führen. Ziel der Kooperation ist, neben einer Zusammenarbeit im Bereich der Forschung, vor allem die Fortbildung junger Polizeistudierenden.

Die internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad-Vashem in Jerusalem ist dabei mehr als „nur“ ein Museum oder eine Gedenkstätte. Sie dient der Dokumentation, Erforschung und vor allem der Vermittlung von Wissen um den Holocaust. Yad Vashem verfügt dabei über eine weltweit geachtete Expertise sowie eine umfassende Sammlung von Zeitzeugeninterviews und authentischen Dokumenten.

Im Nationalsozialismus hat die deutsche Polizei ihre Macht nicht zum Schutz der Bürger*innen eingesetzt, sondern war wesentlich an der Entrechtung, Unterdrückung und letztendlich auch Ermordung von jüdischen Menschen und anderen im Nationalsozialismus Verfolgten beteiligt.

Diese besondere Verantwortung, aber auch die Lehren, die die Polizei bei ihrer Neuaufstellung nach 1945 daraus gezogen hat, sind bereits Bestandteil des Lehrplans im Studium, können aber durch einen Besuch in Yad Vashem in einzigartiger Weise vertieft werden.

Dazu ist geplant, angehenden Polizistinnen und Polizisten im Rahmen ihres Studiums an der Polizeiakademie Niedersachsen die Chance zu geben, die

Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem zu besuchen, um dort an verschiedenen Workshops zum Themenbereich Antisemitismus teilzunehmen, sich mit Seminarteilnehmer*innen, Seminarleiter*innen, Forschenden sowie mit Zeitzeugen oder deren Nachfahren auszutauschen.

Die niedersächsische Polizei unterstützt die aktive Arbeit an einem positiven Demokratieverständnis. Dies setzt einen ständigen Austausch sowohl polizeiintern, vor allem aber auch mit zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren voraus.

In diesem Zusammenhang pflegt die Polizeiakademie Niedersachsen sowohl im nationalen als auch im internationalen Bereich zahlreiche Kooperationen mit verschiedensten Bildungseinrichtungen. Ziel ist es, die maßgeblichen Mechanismen und Dimensionen derart furchtbarer Entwicklungen zu erkennen, deren Bedeutung für die Eigenverantwortlichkeit jedes einzelnen zu reflektieren und mögliche Handlungsoptionen zu entdecken.

Die aktuelle Situation in Europa macht deutlich, dass die für uns so normal erscheinenden Werte wie allgemeine Menschenrechte, Versammlungs- und Meinungsfreiheit sowie Toleranz keineswegs selbstverständlich sind. Totalitäres Denken ist (wieder) auf dem Vormarsch. Umso wichtiger ist es, sowohl für die Gesellschaft als auch für die Polizei zu verdeutlichen, dass demokratische Errungenschaften in unserem Alltag einen hohen Stellenwert haben und sie es wert sind, für sie einzustehen.

„Wir bilden mit unseren Studierenden auch einen Teil der Gesellschaft von Morgen aus und wollen sie ermutigen, eine offene, pluralistische und solidarische Gesellschaft mitzugestalten, in der jedes Mitglied dazu angeregt wird, unterschiedliche Blickwinkel einzunehmen und zukunftsorientierte Konzepte eines demokratischen Zusammenlebens mitzugestalten. Bildung bedeutet dabei nicht nur, sich daran zu erinnern, dass Hitler über 6 Millionen Juden getötet hat. Bildung bedeutet zu erfassen, wie viele Millionen Deutsche davon überzeugt waren, dass dieses notwendig sei. Bildung bedeutet zudem, zu lernen, die Zeichen einer sich wiederholenden Geschichte zu erkennen und Handlungsoptionen zu entwickeln, diesen Tendenzen aktiv entgegen zu wirken“, so Andrea Marquardt nach der Rückkehr aus Israel.


in Gedenken an untergegangene jüdische Gemeinden – im Steingarten Yad-Vashem wird in hebräischer und deutscher Schrift an jüdische Gemeinden erinnert   Bildrechte: Polizeiakademie Niedersachsen
in Gedenken an untergegangene jüdische Gemeinden – im Steingarten Yad-Vashem wird in hebräischer und deutscher Schrift an jüdische Gemeinden erinnert
Ein Wagon der deutschen Reichsbahn, der für Deportationen genutzt wurde. Das Gleis mit dem Blick in die offene Landschaft, soll die Perspektive in eine positive Zukunft darstellen.   Bildrechte: Polizeiakademie Niedersachsen
Ein Wagon der deutschen Reichsbahn, der für Deportationen genutzt wurde. Das Gleis mit dem Blick in die offene Landschaft, soll die Perspektive in eine positive Zukunft darstellen.
Gravur einer Gedenktafel am Beispiel von Berlin   Bildrechte: Polizeiakademie Niedersachsen
Gravur einer Gedenktafel am Beispiel von Berlin

Artikel-Informationen

erstellt am:
05.05.2022

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