Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat

NS Ausstellung  
Die Polizei war im Nationalsozialismus bis zum Schluss eine verlässliche Stütze des Unrechtsstaates. Es hat lange gedauert, bis sich diese Tatsache auch innerhalb der Polizei der Nachkriegszeit durchsetzen konnte. So wundert es nicht, dass erst im April 2008 die Innenministerkonferenz des Bundes und der Länder beschlossen hat, die Rolle der Polizei im NS-Staat weiter erforschen und in einer Ausstellung darstellen zu lassen. Auf der Basis dieses Beschlusses hat die Deutsche Hochschule der Polizei in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Museum in Berlin die Ausstellung »Ordnung und Vernichtung – Die Polizei im NS-Staat« erarbeitet. Im Deutschen Historischen Museum war die Ausstellung vom 1. April bis 31. Juli 2011 zu sehen und zog insgesamt 50.000 Besucher an. Im Anschluss wurden die wesentlichen Inhalte den Bundesländern als Kernthesen zur Verfügung gestellt. So bot sich die Möglichkeit, diese einmalige Ausstellung mit für den Bereich Niedersachsen bedeutsamen Inhalten und Exponaten zu erweitern.

Ein anfängliches Problem war, dass es das Land Niedersachsen vor 1946 noch gar nicht gegeben hat. Die Ergänzungen beziehen sich also auf die Vorgängerregionen, also die preußische Provinz Hannover und die Länder Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg/Lippe. Es wurden beispielhaft regionale Ereignisse , wie das öffentliche Zurschaustellen von so genannter "Rassenschande" in Norden oder die Deportation von jüdischen Mitbürgern aus Hildesheim dargestellt. Ein besonderes Augenmerk richtet die Ausstellung auf die Beteiligung von Polizeiangehörigen während des Zweiten Weltkriegs. So war einer der Hauptverantwortlichen an der Ermordung von über 33.000 jüdischen Einwohnern von Kiew ein Mann, der zuvor Polizeiverantwortlicher in Braunschweig gewesen war. Die Ausstellung geht auch noch über das Jahr 1945 hinaus und thematisiert personelle Kontinuitäten der Nachkriegspolizei. Wie zum Beispiel einen Polizeibeamten, der an der Konstruktion von Vergasungswagen beteiligt war. Er konnte bis Mitte der 1960er Jahre im niedersächsischen Polizeidienst verbleiben und wurde erst 1966 zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.


NS Ausstellung

Bei der Frage nach widerständigem Handeln von Polizeibeamten im Nationalsozialismus wurden leider kaum Beispiele gefunden. Deshalb ist auch ein Aufruf in der Ausstellung zu lesen, dass Hinweise auf Verweigerungen oder gar Widerstand durch Polizeiangehörige bitte an die Kuratoren der Ausstellung weitergegeben werden sollen.

Bei den Ergänzungen handelt es sich auf der einen Seite um Informationen und Bildmaterial aus Archiven, Museen und Gedenkstätten und zum anderen um Exponate aus dem Fundus des Polizeimuseums Niedersachsen sowie private Leihgaben. Sehr eindrucksvoll ist dabei eine kurze Filmsequenz über die Deportation jüdischer Einwohner aus Hildesheim.

Die Ausstellung ist mittlerweile an mehreren Orten in Niedersachsen zu sehen gewesen, beispielhaft sei hier nur auf Rinteln, Hameln, Göttingen und Lüneburg hingewiesen. Wo sie wann noch zu sehen ist, können sie unserem Veranstaltungskalender entnehmen.

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