Abgeschlossene Forschungsprojekte

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der abgeschlossenen Projekte



Videobasierte Strategien gegen Radikalisierung (VIDEOSTAR)


Dr. Michael Fischer, Dr. Daniela Klimke und Dr. Sybille Reinke de Buitrago

Unsere Gesellschaft und die Meinungsbildung werden heute stark durch die sozialen Medien geprägt. Dabei finden auch Prozesse der Radikalisierung statt. Extremistische Akteure nutzen die sozialen Medien, wie z.B. Youtube-Videos, für die gezielte Ansprache. Dabei sind vor allem junge Menschen anfällig für extremistische Ideen. Sie befinden sich in einer Orientierungsphase in ihrem Leben und sind zudem online hoch aktiv. Extremistische Akteure sprechen ihre Adressaten oft sehr zielgenau an, z.B. indem sie auf deren spezifische Problemsichten, Wissensbestände, Erfahrungen und auf das Bedürfnis nach (politischer) Orientierung und Identitätsfestigung eingehen. Ein Hauptaugenmerk der Kriminalprävention muss daher auf die Ansprache in sozialen Medien gelegt werden, um diese Informationskanäle nicht den extremistischen Akteuren und Organisationen zu überlassen, sondern selbst dort Maßnahmen zu ergreifen, wo die gefährdeten Zielgruppen erreicht werden können.

Das Projekt VIDEOSTAR hat daher Radikalisierungsnarrative im islamistischen und im rechtsextremistischen / -populistischen Phänomenbereich in der Phase der Frühradikalisierung analysiert. Von Interesse waren die extremistischen Inhalte und deren Präsentation in den sozialen Medien, insbesondere in YouTube-Videos. Dafür wurden üben 100 Videos analysiert; Experteninterviews und Feldforschung komplementieren die Erkenntnisse. Basierend auf der Analyse wurden adressatengerechte und inhaltlich passgenaue Gegennarrative bzw. alternative Narrative entwickelt und in selbst produzierten YouTube-Videos online veröffentlicht sowie unter Multiplikatoren verbreitet. Die Gegennarrative greifen die spezifischen Problemsichten der angesprochenen Rezipienten auf und konfrontieren dabei die extremistische Deutung mit einer liberalen, demokratischen Deutung.

Im Projekt waren Dr. Daniela Klimke und Dr. Michael Fischer (Leitung), Dr. Sybille Reinke de Buitrago (Projektmanagement und -koordination) und Alina Arnhold (Projektassistenz).

Laufzeit: 2018-2020


Nutzungsmuster öffentlich zugänglicher Freiräume im Zuge des demographischen Wandels

Projektleitung: Prof a.d. PA Dr. Joachim Häfele, Prof. Dr. Agnes Förster u.a.

München ist ein Fallbeispiel für eine der dichtesten und zugleich am schnellsten wachsenden Städte in Deutschland. Parallel zu der Entwicklung neuer Wohnquartiere findet laufend Nachverdichtung im Bestand statt. Die Dynamik in Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung wirkt stark auf den Wohnungsmarkt, die urbane Mobilität wie auch auf Versorgung, Bildung, Freizeit und Kultur. Neben quantitativen Treibern unterliegen Städte auch qualitativen Veränderungen. Die Bevölkerung wird älter, bunter, vielfältiger.

Der quantitative wie qualitative Wandel in den Städten und die damit einhergehenden veränderten Möglichkeiten, Restriktionen, Unsicherheiten und entsprechenden Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner in der Stadt zeigen sich insbesondere in der Nutzung öffentlich zugänglicher Freiräume. So wird der Umgang in und mit öffentlichem Freiraum als ein Seismograf des sozialen Wandels und eines mehr oder weniger gelingenden Zusammenlebens in der Stadt betrachtet. Wenn die Wohnung kleiner wird, Familienstrukturen kaum mehr Halt geben, mehr Menschen in der Stadt neu ankommen, sich neue Formen der Arbeit etablieren, dann ist der öffentlich zugängliche Freiraum im wörtlichen Sinn ein freier Raum, in dem sich neue Bedürfnisse und veränderte individuelle Ressourcen Platz und Ausdruck schaffen.

Innerhalb der Untersuchung des Umgangs in und mit öffentlichem urbanem Freiraum wird entsprechend vorliegender Forschungsbefunde u.a. postuliert, dass unterschiedliche soziale Probleme sowie kriminalitätsbezogene Unsicherheitsgefühle und (neue) (In)Toleranzen von unterschiedlichen Faktoren auf der Individualebene abhängig sind (als Vorarbeiten dienen hier z.B. Häfele et al. 2018 und Häfele 2018b)[i] und gleichzeitig mit unterschiedlichen Spezifika öffentlicher Räume kognitiv verknüpft sind. Die Studie setzt daher an der Vielzahl Münchner Freiraumtypen im Kontext unterschiedlicher Quartierstypen an. In Ergänzung dieser baulichen Typen nun die Vielfalt von Typen der Nutzung und Nicht-Nutzung, Bedürfnisse und Barrieren bezüglich der Freiraum-Landschaft zu ermitteln, ist wesentliches Ziel der sozialräumlichen Studie. Im Ergebnis werden zentrale Handlungsempfehlungen für die Fortentwicklung und Planung der öffentlichen Freiräume am Beispiel der Stadt München erarbeitet. Des Weiteren liefert das Projekt empirisch fundiertes Wissen für den Bereich der städtebaulichen Kriminalprävention und der dazugehörigen Akteure (Polizei, Planungsbehörden, Hochschulen).

Das Projekt wurde finanziert durch Drittmittel des Freistaat Bayern und der Stadt München.

Laufzeit: 01/2019 - 12/2020

Jüdisches Leben und Alltag in Hamburg (LeAH)

Wer und Warum?

An der Polizeiakademie Niedersachsen und der Hochschule in der Akademie der Polizei Hamburg wird aktuell ein Forschungsprojekt zu Formen und Verbreitung von Antisemitismus in Hamburg durchgeführt.[1] Das Projekt wird gefördert durch die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke der Freien und Hansestadt Hamburg.

Zu Formen und Verbreitung von Antisemitismus in Hamburg liegen bislang nur lückenhafte Erkenntnisse vor. Es gibt die Daten der Polizei, die allerdings nur Straftaten erfassen und nur unzureichende Erkenntnisse über die Täter- und Tathintergründe liefern. Außerdem erhebt seit März 2021 die Hinweisstelle „memo – Digitale Hinweisstelle für antisemitische, rassistische und rechte Vorfälle“ nach eigenen Kriterien Daten und ergänzt das polizeiliche Bild. Anekdotische Schilderungen von jüdischen Hamburgerinnen und Hamburger lassen gleichwohl vermuten, dass es ein großes Dunkelfeld von Taten gibt, die bisher in keiner Form erfasst werden. Darüber hinaus sind Jüdinnen und Juden mit vielen Formen von Abwertung konfrontiert, die ihren Alltag beeinflussen, von Mikroaggressionen, z. B. abschätzigen Blicke oder codierten abwertenden Äußerungen, über manifeste Diskriminierung bis zu körperlichen Übergriffen. Die Angst vor solchen Abwertungen kann ein Vermeidungsverhalten befördern, so dass z. B. die jüdische Identität verborgen wird. Zum Dunkelfeld der Belastung jüdischer Hamburgerinnen und Hamburger durch Antisemitismus besteht in Hamburg eine Erkenntnislücke, die mithilfe einer empirischen sozialwissenschaftlichen Studie möglichst umfassend geschlossen werden soll. Die Studie erhebt die subjektive Belastung Hamburger jüdischer Menschen durch antisemitische Straftaten und nicht-strafbare antisemitische Handlungen und (Alltags-)Diskriminierungserfahrungen quantitativ. Sie quantifiziert zudem die Belastung durch wahrgenommene Ressentiments und öffentliche Diskurse, die antisemitische Gehalte haben können (z. B. Beschneidungsdebatte, Sprechweisen über Israel oder die deutsche Vergangenheit).

Projektleitung

Prof. PA Dr. Joachim Häfele

Prof. Dr. Eva Groß

Assoziierte Partner des Projekts

  • Heinrich Heine University Düsseldorf, Institute for the Social Sciences, Prof. Dr. Heiko Beyer
  • Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Kriminalwissenschaften, Prof. Dr. Stefanie Kemme
  • Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke, Amt für Gleichstellung und gesellschaftlichen Zusammenhalt
  • Der Antisemitismusbeauftragte der FHH (Stefan Hensel)
  • Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ)

Wissenschaftlicher Beirat

  • Universität Bielefeld, Institut für interdisziplinäre Konflikt- u. Gewaltforschung (IKG), Prof. Dr. Andreas Zick
  • TU Chemnitz, Zentrum für kriminologische Forschung Sachsen (ZKFS), Prof. Dr. Frank Asbrock

Was?

Die Studie erhebt die subjektive Belastung jüdischer Menschen in Hamburg durch antisemitische Straftaten und nicht-strafbare antisemitische Handlungen und (Alltags-)Diskriminierungserfahrungen quantitativ. Sie quantifiziert zudem die Belastung durch wahrgenommene Ressentiments und öffentliche Diskurse, die antisemitische Gehalte haben können (z. B. Beschneidungsdebatte, Sprechweisen über Israel oder die deutsche Vergangenheit).

Wie?

Die Studie erfolgt quantitativ (Befragung aller Mitglieder und Angehörigen der Jüdischen Gemeinde über eine Vollerhebung). Die Konstruktion des Erhebungsinstrumentes erfolgt angelehnt an den nationalen und internationalen Forschungsstand zur Thematik und in enger Kooperation mit der JGHH.

Aktueller Stand der Arbeit

Am 22. Juni 2023 war die offizielle Pressekonferenz zum Auftakt des Projektes in der Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke der Freien und Hansestadt Hamburg:

https://www.hamburg.de/bwfgb/17209502/auftakt-dunkelfeldstudie-antisemitismus/

https://www.tagesschau.de/inland/regional/hamburg/ndr-neue-studie-hamburg-will-antisemitismus-besser-erfassen-100.html

https://taz.de/Studie-zu-Antisemitismus-in-Hamburg/!5942312/

Hier finden Sie die Projektskizze.

Bei Fragen

Per E-Mail können Sie uns Ihre Fragen zum Projekt schreiben an:

j.haefele@posteo.de

Arbeitsbezogene Berufung und Leistung für Menschen mit Behinderungen

Ein vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördertes Projekt, im Rahmen des „Fördernetzwerks Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung“ (FIS) Programm (FIS.03.00032.21).

Dauer: 32 Monate seit dem 01.11.2021.

Thema: Die Rolle von Berufung und sinnvoller Arbeit von Erwerbstätigen mit Behinderung: Inklusion im Sinne aller Beteiligter. Projektpartner: Prof. Dr. Stefan Gold (Universität Kassel) und Dr. Anica Zeyen (Royal Holloway, Universität London).

2021-2024: ABLe: Work-related calling and performance for people with disabilities. A 32-month project funded by Germany’s Federal Ministry of Labour and Social Affairs (Grant number: FIS.03.00032.21). Topic: The role of calling and meaningful work in employed people with disabilities – Inclusion for the benefit of all concerned. Project partners: Prof Stefan Gold (University of Kassel) and Dr Anica Zeyen (Royal Holloway, University of London).


Falschbeschuldigungen bei Vergewaltigungen/sexuellen Nötigungen

Dr. Daniela Klimke, Projektlaufzeit: 2019-2022


Hintergrund und Projektbeschreibung

Eine zunehmende Diskrepanz zwischen angezeigten und verurteilten Fällen von Sexualgewalt wird verschiedentlich beklagt. Wesentlich scheint diese Entwicklung auf einen strafverschärfenden Wandel gesellschaftlicher und gesetzgeberischer Definitionen von Sexualgewalt sowie damit zusammenhängend einem Veränderungsdruck in der Ermittlungspraxis zurückzugehen, was häufig erst von den Gerichten korrigiert wird. Die Polizei wird zunehmend konfrontiert mit a) beweisschwierigen Fällen, b) erhöhten Kriminalisierungstendenzen und -erwartungen im Feld sexueller Konflikte, c) einem Sachverhaltswandel weg vom Fremdtäter hin zur Sexualgewalt in bestehenden sozialen Beziehungen und d) einer offenbar steigenden Rate von Falschbeschuldigungen. Die Unterscheidung zwischen strafrechtlich relevanten Fällen sexueller Gewalt, nur von dem/der Anzeigeerstatter*in und Dritten subjektiv wahrgenommenem Unrecht im sexuellen Feld und bewusst vorgenommenen Falschbeschuldigungen wird zunehmend schwieriger.

Ziele

Ziel der beantragten Forschung ist es zum einen, diese Diskrepanz zwischen steigender Anzeigeneigung und sinkender Verurteilungsrate auf der ersten Instanz der polizeilichen Ermittlungen mit Blick auf einen Wandel des Anzeigebegehrens und polizeilicher Verfahrensweisen zu untersuchen. Zum anderen umfasst das Projekt auch ein polizeipraktisches Erkenntnisinteresse. Es sollen Kriterien hinsichtlich von Fallschilderungen und Kennzeichen der Anzeigeerstatter*innen erarbeitet werden, die polizeiliches Praxiswissen und den theoretisch-empirischen Forschungsstand miteinander verknüpfen, um die Falleingänge auf wissenschaftlicher Grundlage differenzieren zu können.


Methode

Es wurden dreißig leitfadengestützte Experteninterviews mit ermittelnden Polizeibeamten geführt. Alle Interviews werden aufgenommen, transkribiert und vollständig anonymisiert.

Bisher erfolgte und verbindlich geplante Ergebnisverwertungen:

  • Klimke (2018): „Die Krise des Sexuellen und die Wirkkraft von Skandalen“, Vortrag auf der Rechtswissenschaftlichen Tagung der Polizeiakademie Niedersachsen am 29.08.

  • Klimke (2019): „Skandalfeld Sexualität – Akteure, Argumente und Wirkungen“, Vortrag in der Arbeitsgruppe „Pranger 3.0“ auf dem 43. Strafverteidigertag in Regensburg vom 22.-24.03.

  • Klimke (2020): Falschbeschuldigungen auf dem sexuellen Feld auf dem 44. Strafverteidigertag in Berlin.

  • Klimke (2020): Falschbeschuldigungen – Vertrauenskrise im sexuellen Feld, in: Schweer, Martin (Hg.), Facetten des Vertrauens, Wiesbaden.

  • Klimke (2020): False Allegations in Rape Cases – a Sign of Punitivity, in: Kury, Helmut/Zarafonitou, Christina (Hg.), Strafen, Wirkungen, Strafbedürfnisse in der Bevölkerung, Wiesbaden.

  • Klimke (2022): Falschbeschuldigungen. Konstruktion und Dekonstruktion von sexueller Gewalt (Arbeitstitel), Wiesbaden.


Förderung:

Polizeiakademie Niedersachsen (Forschungsfreisemester und weitere Lehrentlastung für die geplante Buchpublikation)


Laufzeit: 05.2019 bis 05.2022


Mitarbeiter*innen:

Dr. Daniela Klimke


Polizeipraxis zwischen staatlichem Auftrag und öffentlicher Kritik: Herausforderungen, Bewältigungsstrategien, Risikokonstellationen

Dr. Astrid Jacobsen (Federführung), Dr. Jens Bergmann und Berit Merla, Projektlaufzeit: 2020-2024


Das Forschungsprojekt hat Diskriminierungsrisiken in der Polizeiarbeit untersucht. In der ethnografischen Studie werden die Arbeitsprozesse des Einsatz- und Streifendienstes, der Kriminalpolizei und der Bereitschaftspolizei soziologisch beschrieben und dabei diskriminierungsanfällige Alltagspraktiken identifiziert. In Abgrenzung zu anderen Projekten, die überwiegend Einstellungen und Wertehaltungen von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten untersuchen, liegt das Forschungsinteresse hier auf polizeilich funktionalen Routinen, Praxismustern und Verfahren, denen Risiken für Diskriminierung innewohnen (institutionelle Diskriminierung).

Die Ergebnisse sind in einer Kurzfassung (Umfang 40 Seiten) sowie einem umfassenden Forschungsbericht verfügbar.


Die Kurzfassung

Der Forschungsbericht


Weitere Veröffentlichungen zum Thema

Jacobsen, Astrid/Bergmann, Jens (2022): Vor der Erhebung. Ein Essay über Forschungszugänge in die Polizei. In: Die Polizei. Fachzeitschrift für die Öffentliche Sicherheit mit Beiträgen aus der Deutschen Hochschule der Polizei. 2/2022, S. 52-53

Bergmann, Jens/Jacobsen, Astrid (2021): Kategorisieren von Menschen. Eine Konzeption für die Erforschung polizeilicher Diskriminierung. In: Polizeiakademie Nds. (Hg.): Tagungsband. Forschung, Bildung, Praxis im gesellschaftlichen Diskurs. 09.09. & 10.09.2021 in Hannover. Frankfurt/M.: Verlag für Polizeiwissenschaft, S. 77-83

Bergmann, Jens/Jacobsen, Astrid (2021). Diskriminierung und Rassismus in der Polizei als Forschungsfeld - eine problemorientierte Bestandsaufnahme. In: SIAK-Journal. Zeitschrift für Polizeiwissenschaft und polizeiliche Praxis, H.4, S.45-57

Jacobsen, Astrid 2021: Licht ins Dunkle bringen: Studien zu Rassismus in der Polizei. Irene Mihalic und Astrid Jacobsen im Gespräch mit Sarah Schwahn. In: hbs/Amedeo Antonio Stiftung (Hg.): Rechter Terror. Warum wir eine neue Sicherheitsdebatte brauchen. Kuratiert von Sarah Ulrich und Sarah Schwahn. Schriftenreihe Demokratie, Band 61. S. 121-126

Jacobsen, Astrid/Bergmann, Jens 2021: Vorstellung eines Forschungsprojekts. Polizeipraxis zwischen staatlichem Auftrag und öffentlicher Kritik: Herausforderungen, Bewältigungsstrategien und Risikokonstellationen. In: Pro Polizei 2021/01. S. 10-11.


Kontakt

Dr. Astrid Jacobsen
Professorin an der Polizeiakademie Niedersachsen
Studiengebiet 4 - Sozialwissenschaften/Führung
Bürgermeister-Stahn-Wall 9
31582 Nienburg (Weser)
Email: astrid.jacobsen@polizei.niedersachsen.de

Dr. Jens Bergmann
Professor an der Polizeiakademie Niedersachsen
Studiengebiet 4 - Sozialwissenschaften/Führung
Gimter Straße 10
34346 Hann. Münden
Email: jens.bergmann@polizei.niedersachsen.de

Videobasierte Strategien gegen Radikalisierung (VIDEOSTAR)

Projektlaufzeit: 2018-2020


Projekt Videostar
BKA/EU
Gefördert durch BKA/EU (ISF, Innerer Sicherheitsfonds)
.

Hintergrund

Unsere Gesellschaft und die Meinungsbildung werden heute stark durch die sozialen Medien geprägt. Dabei finden auch Prozesse der Radikalisierung statt. Extremistische Akteure nutzen die sozialen Medien, wie z.B. Youtube-Videos, für die gezielte Ansprache. Dabei sind vor allem junge Menschen anfällig für extremistische Ideen. Sie befinden sich in einer Orientierungsphase in ihrem Leben und sind zudem online hoch aktiv. Extremistische Akteure sprechen ihre Adressaten oft sehr zielgenau an, z.B. indem sie auf deren spezifische Problemsichten, Wissensbestände, Erfahrungen und auf das Bedürfnis nach (politischer) Orientierung und Identitätsfestigung eingehen. Ein Hauptaugenmerk der Kriminalprävention muss daher auf die Ansprache in sozialen Medien gelegt werden, um diese Informationskanäle nicht den extremistischen Akteuren und Organisationen zu überlassen, sondern selbst dort Maßnahmen zu ergreifen, wo die gefährdeten Zielgruppen erreicht werden können.


Das Projekt VIDEOSTAR

Das Projekt VIDEOSTAR greift die Thematik auf und will Gegenmaßnahmen entwickeln. Im Projekt werden Radikalisierungsnarrative im islamistischen und im rechtsextremistischen / -populistischen Phänomenbereich in der Phase der Frühradikalisierung analysiert. Von Interesse sind die extremistischen Inhalte und deren Präsentation in den sozialen Medien, insbesondere in Youtube-Videos. Basierend auf dieser Analyse will das Projekt passende Gegennarrative bzw. alternative Narrative entwickeln, die junge Menschen ansprechen.

 

Fragestellungen des Projekts

  1. Welche Botschaften vermitteln extremistische Internetpropaganda und radikale Textmaterialien und wie verlaufen die Interaktionen auf extremistischen Onlineplattformen?
  2. Wie können videobasierte Gegennarrative gestaltet werden, um deradikalisierende (oder wenigstens ein Fortschreiten der Radikalisierung hemmende) Wirkungen zu zeitigen?

Die adressatengerechten und inhaltlich passgenauen Gegennarrative bzw. alternativen Narrative werden in selbst produzierten Youtube-Videos veröffentlicht. Hierin sollen die spezifischen Problemsichten der angesprochenen Rezipienten aufgegriffen und dabei die extremistische Deutung mit einer liberalen, demokratischen konfrontiert werden. Die Gegennarrative zielen darauf, die in den extremistischen Inhalten verbreiteten und bezüglich des Radikalisierungspotenzials wirksamen Perspektiven gezielt zu dekonstruieren sowie die individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen von extremistischem Handeln aufzuzeigen.

Kontakt:

Projekt VIDEOSTAR

Polizeiakademie Niedersachsen
Bürgermeister-Stahn-Wall 9

31582 Nienburg/Weser


Projektleitung:

Dr. Daniela Klimke (Professorin an der Polizeiakademie), klimke@uni-bremen.de

Dr. Michael Fischer (Professor an der Polizeiakademie), michael.fischer@posteo.de

Projektmanagement:

Dr. Sybille Reinke de Buitrago, sybille.reinke-de-buitrago@polizei.niedersachsen.de

Wissenschaftliche Mitarbeit:

Alina Arnhold

Aktivitäten

Workshop am 13. April 2018, 11.00-16.30 Uhr

Erster Projektworkshop am 13. April 2018 an der Polizeiakademie Niedersachsen:

  • Information und Austausch zum Projekt VIDEOSTAR mit Fachleuten aus Sicherheitsbehörden, Wissenschaft, Präventionsarbeit und politischer Bildung

Workshop am 24. Mai 2019, 11.00-16.30 Uhr

Zweiter Projektworkshop am 24. Mai 2019 (am LKA Hannover - per Einladung)

  • Austausch zu Zwischenergebnissen im Projekt VIDEOSTAR mit Fachleuten aus Sicherheitsbehörden, Wissenschaft, Präventionsarbeit und politischer Bildung.

Workshop am 30. Oktober 2020, 13.00-16.15 Uhr

Dritter Projektworkshop am 30. Oktober 2020, 13.00-16.15 Uhr - online

  • Vorstellung der im Projekt VIDEOSTAR erstellten Videos mit Gegennarrativen & Diskussion mit Fachleuten aus Sicherheitsbehörden, Wissenschaft, Präventionsarbeit und politischer Bildung.


Vorträge und Präsentationen zum Projekt

  • Sybille Reinke de Buitrago. „Radikalisierungsnarrative im islamistischen und rechtsextremistischen Bereich: Aus dem Forschungsprojekt VIDEOSTAR - Videobasierte Strategien gegen Radikalisierung", Vortrag auf dem Seminar 28/2018: Kriminalistisch-kriminologische Forschung in deutschen Polizei-Institutionen, 06.-08.06.2018, Deutsche Hochschule der Polizei, Münster

  • Alina Arnhold. Projekt VIDEOSTAR, Posterpräsentation beim LKA-Symposium, 13.06.2018, LKA Niedersachsen, Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum

  • Sybille Reinke de Buitrago. „(Radical) Youtube Videos, Emotions, and Political Responsibility", Vortrag auf der BISA-Jahrestagung, Panel: Emotions: Political Instrumentalization and Political Responsibility, 13.-15.06.2018, Bath, England

  • Sybille Reinke de Buitrago. „Narrative und bewegte Bilder in Prozessen der Radikalisierung und politischer Gewalt", Workshop der DVPW-Themengruppe „Diskursforschung in den Internationalen Beziehungen": Methoden der (Multi-Modalen) Diskursforschung, 05.-06.07.2018, Universität Magdeburg

  • Alina Arnhold & Sybille Reinke de Buitrago. „Radicalization Narratives in Online-Videos: What Potential for De-Radicalization", VOX-Pol - Violent Online Political Extremism, 20.-21.08.2018, Universität Amsterdam, Niederlande

  • Sybille Reinke de Buitrago. „Radicalization Narratives: Identity, Emotions, and Difference", European Consortium for Political Research, 22.-25.08.2018, Universität Hamburg

  • Sybille Reinke de Buitrago. „Roundtable: The Identity/Alterity Nexus in IR: An EWIS-Follow-up", European International Studies Association, 12.-15.09.2018, Prag, Tschechische Republik

  • Sybille Reinke de Buitrago. Section chair (mit E. Resende): The Politics of Otherness. EISA, 12.-15. September 2018, Prag

  • Michael Fischer & Sybille Reinke de Buitrago. „Radicalization Narratives in Youtube Videos and Chances for De-Radicalization: VIDEOSTAR", Jährliche EENeT-Tagung, European Expert Network on Terrorism Issues, 03.-05.10.2018, Den Haag, Niederlande

  • Sybille Reinke de Buitrago. „Radicalization Narratives in Youtube Videos: How Emotions and Identity are Used to Create Difference", Vortrag auf der BISA-Jahrestagung & Chair-Funktion, Panel: Radicalization Narratives, Populism, and Emotions, 12.-14.06.2019, London, England

  • Sybille Reinke de Buitrago. Roundtable: „Critique in International Relations on the 100th Anniversary of the Discipline", Vortrag auf der BISA-Jahrestagung, 12.-14.06.2019, London, England

  • Sybille Reinke de Buitrago. "Identity and Emotion Appeals in Radicalization Narratives in Youtube Videos." Vortrag auf dem Panel: Identity Politics in (anti-)Populist and Radical Discourse. ECPR, 4.-7.9.2019, Wroclaw, Polen.

  • Alina Arnhold. „Counter-Narratives to Islamist and Right-wing Extremism: The Possibilities and Pitfalls of Producing Counter-Videos“, Vortrag auf der EENeT-Konferenz, European Expert Network on Terrorism Issues, 16-18.10.2019, Athen, Griechenland.

  • Sybille Reinke de Buitrago. "Radicalization Narratives: How Extremists and Populists Use Identity and Emotions in their Propaganda", 07.-09.09.2020, DiscourseNet, Brüssel (digital)

  • Alina Arnhold & Sybille Reinke de Buitrago. Vorstellung des Projektes VIDEOSTAR auf dem Deutschen Präventionstag, DPT, 28.-29.09.2020, Kassel (digital)

  • Sybille Reinke de Buitrago. 2020. Radikalisierung, Online-Diskurse und Emotionen. In: S. Koschut (Hrsg.) Emotionen in den Internationalen Beziehungen, S. 213-230.

Publikationen

  • Sybille Reinke de Buitrago (Hrsg.). 2022. Radikalisierungsnarrative online: Perspektiven und Lehren aus Wissenschaft und Prävention. Springer VS.

  • Sybille Reinke de Buitrago. 2022. Einleitung. In: Radikalisierungsnarrative online: Perspektiven und Lehren aus Wissenschaft und Prävention, S. Reinke de Buitrago (Hrsg.), Springer VS, S. 1-14.

  • Sybille Reinke de Buitrago. 2022. Radikalisierungsnarrative online in der politischen Bedeutungsschaffung: Islamistische und rechtsextremistische/-populistische Narrative in YouTube. In: Radikalisierungsnarrative online: Perspektiven und Lehren aus Wissenschaft und Prävention, S. Reinke de Buitrago (Hrsg.), Springer VS, S. 49-74.

  • Sybille Reinke de Buitrago. 2020. Radikalisierung, Online-Diskurse und Emotionen. In: Emotionen in den Internationalen Beziehungen, S. Koschut (Hrsg.), Nomos, S. 213-230, Reihe: Emotionen in Politik und Gesellschaft.
    https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783748907299-213/radikalisierung-online-diskurse-und-emotionen

  • Sybille Reinke de Buitrago. 2020. Mnemonic Insecurity: The German Struggle with New Trends of Radicalization. Interdisciplinary Political Studies 6, 1, S. 21-49, Special Issue, double-blind peer-reviewed, double-blind. DOI: 10.1285/i20398573v6n1p21,
    http://siba-ese.unisalento.it/index.php/idps/article/view/21250

  • Sybille Reinke de Buitrago. 2019. Lessons from Radicalization Narratives on Social Media. Gastbeitrag auf Duck of Minerva,
    https://duckofminerva.com/


Aufnahme von VIDEOSTAR in MOTRA – Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung

Das Projekt VIDEOSTAR wurde in das Forschungsmonitoring zur Radikalisierungsforschung im Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung (MOTRA) aufgenommen. MOTRA ist ein Verbundprojekt der zivilen Sicherheitsforschung mit Partnern aus Wissenschaft und Praxis sowie geplanter zentraler Informations-Hub für den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik.

MOTRA: https://www.bka.de/DE/UnsereAufgaben/Forschung/ForschungsprojekteUndErgebnisse/TerrorismusExtremismus/Forschungsprojekte/MOTRA/motra_node.html & www.motra.info

FoMo-Forschungsdatenbank: https://www.motra.info/wissenstransfer/fomo-forschungsdatenbank/


VIDEOSTAR Dokumente

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