Von der Polizeiassistentin zur Führungskraft

Eine Ausstellung über die Feminisierung der Polizei


Polizeimuseum  
Teil der Ausstellung: "Wie weiblich ist die Uniform?"

Mit dieser Wanderausstellung möchte das Polizeimuseum Niedersachsen darauf aufmerksam machen, dass schon vor mehr als 100 Jahren erste Frauen in den Dienst der Polizei eintraten.

Die Ausstellung beginnt mit der Entwicklung im Deutschen Kaiserreich. Kurz nach Beginn des neuen Jahrhunderts in den Jahren 1903 und 1904 brachen die ersten Frauen in die Männerdomäne Polizei ein. Doch hatte weder die Polizei danach verlangt, noch war es eine Erscheinung des Zeitgeistes. Nein - es ist dem Kampf von Aktivistinnen der bürgerlichen Frauenbewegung zu verdanken, dass es seit 1903 den Beruf der so genannten „Polizeiassistentin“ für Frauen gab. In einer Vielzahl von Vereinen organisiert, forderten Frauen im Deutschen Kaiserreich mit Nachdruck ihre Gleichberechtigung. Denn sie besaßen zu dieser Zeit weder das politische Wahlrecht, noch durften sie das Abitur machen oder gar studieren. Deshalb war es ein wichtiges Ziel der Frauenbewegung, für Frauen im öffentlichen Dienst qualifizierte Arbeitsstellen zu schaffen. Anspruchsvolle Berufe mussten auch eine hochwertige Schulausbildung nach sich ziehen.

So erreichten die engagierten Frauen im kaiserlichen Deutschland nicht nur 1903 die Anstellung einer ersten Polizeiassistentin, sondern wenig später auch bessere Bildungsmöglichkeiten für Frauen. Bis 1918 gab es dann in fast allen großen Städten Deutschlands Polizeiassistentinnen oder Polizeifürsorgerinnen, die sich vor allem um Frauen, Kinder und Jugendliche kümmerten, die aus verschiedenen Gründen von der Polizei aufgegriffen worden waren.

Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt die Entwicklung in der reformfreudigen Republik neue Impulse. In Preußen und in Hamburg ermittelten erste Beamtinnen der Weiblichen Kriminalpolizei (WKP) und in Orten wie Dresden und Karlsruhe gingen uniformierte Polizistinnen auf Streife. Die Ausstellung zeigt dazu zwei einmalige Filme, die Polizistinnen in Berlin und Dresden bei ihrer Arbeit zeigen. Auch wird auf Probleme eingegangen, die sich im behördlichen Schriftverkehr aus dieser Zeit wiederspiegelte. So sah sich die preußische Regierung Ende der 20er Jahre erstmals damit konfrontiert, dass eine Polizeibeamtin schwanger wurde, ohne dass sie verheiratet war. Entlassen wurde sie zwar nicht, aber von einer Vereinbarkeit von Beruf und Familie war noch keine Rede.

Die nationalsozialistische Zeit hatte auch negative Folgen für die Polizistinnen. Sie wurden Teil der nationalsozialistischen Polizeiherrschaft. Im Rahmen einer Menschen diskriminierenden Prävention konnten die Kriminalbeamtinnen Jugendliche, die sich im NS-Staat nicht angepasst zeigten, in Lager einweisen.

In der Besatzungszeit gab es nach britischem Vorbild nicht nur Polizistinnen bei der Kriminalpolizei, sondern auch bei der Schutzpolizei. Doch waren die 50er Jahre nicht gerade eine ausgewiesene Reformzeit. Man(n) wollte keine Frauen in Polizeiuniformen in Westdeutschland. Als sich 1951 schließlich die Besatzungsmacht weitgehend aus der Aufsicht über die niedersächsische Polizei zurückzog, mussten die Polizistinnen ihre Uniformen ausziehen. So bestimmten bis 1981 wieder ausschließlich Frauen in der Kriminalpolizei das Erscheinungsbild weiblicher Polizeiarbeit in unserem Land.

Zu Beginn der 1980er Jahre wurden erneut Schutzpolizistinnen eingestellt – als Versuch! Kaum zu begreifen, wenn man sich die Entwicklung bis dahin ansieht. Doch das Vorhaben wurde ein Erfolgsmodell und heute sind Frauen in der Polizei eine selbstverständliche Erscheinung und sie haben natürlich alle Aufgaben- und Funktionsbereiche für sich erschlossen. Chancengleichheit und Frauenförderung stärken die Polizei, damit sie zum Wohle der Allgemeinheit den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft optimal gewachsen ist.

Mit der Ausstellung „Von der Polizeiassistentin zur Führungskraft“ will das Polizeimuseum Niedersachsen die historische Entwicklung dieses Erfolgsmodells nicht in Vergessenheit geraten lassen.


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