Polizeiliches Professionswissen: Rollenverständnis und Generationswechsel
Dr. Stephanos Anastasiadis und Dr. Jens Bergmann, Projektlaufzeit: 2020-2026
Hintergrund und Projektbeschreibung
Themenstellung
Erhebung und Analyse von Daten zu interner polizeilicher Wissensvermittlung, besonders zu Einstellungsveränderungen und geschlechtlichem Rollenverhalten von Polizist*innen sowie zum polizeibezogenen Wahrnehmungswandel, um Erfolgsbedingungen von organisierten Lern- und Normenvermittlungsprozessen bei der Polizei bestimmen zu können.
Ausgangspunkt des Forschungsvorhabens ist zum einen der laufende/bevorstehende Generationswechsel nicht nur in der Polizei Niedersachsen sowie das damit zusammenhängende Problem der Bewahrung und Weitergabe von berufsspezifischem Fach- und Expertenwissen. Denn dies liegt in einem hohen Ausmaß personen- und erfahrungsgebunden vor und droht, verloren zu gehen. Zum anderen geht das Projekt von einer in den letzten Jahren immens gestiegenen Komplexität der technischen sowie sozialen Umweltbedingungen polizeilicher Arbeit aus. Voraussetzungen des Erwerbs von Fachqualifikationen, notwendiges Wissen über Kommunikationsanforderungen und auch Erfahrungswissen in der Polizei ändern sich rapide. Dies macht es erforderlich, über Selbstverständnis und Legitimität polizeilichen Handelns neu nachzudenken. Mit anderen Worten: klassisches polizeiliches Handwerkszeug, herkömmliche Strukturen der Wissensvermittlung und alte, noch präsente Rollenmuster stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Vor diesem Hintergrund ist es erforderlich, Selbstbilder sowie Vermittlungs- und Anwendungsprozesse von polizeilichem Wissen systematisch zu erfassen und neu zu bewerten.
Fragestellung und Methode
Aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive geht das Projekt der Frage nach, unter welchen Strukturbedingungen und mit welchem Selbstverständnis Polizistinnen und Polizisten im Verlauf der beruflichen Sozialisation berufsrelevante Wissensbestände lernen und anwenden.
Ziel
Ziel des Projektes ist es, 1. Wissensbestände und Vermittlungsprozesse von Wissen in der Polizei systematisiert abzubilden, um daraus 2. Verbesserungsmöglichkeiten für das Wissensmanagement (Wissensvermittlung und -Konservierung) abzuleiten. 3. Schließlich soll die erschlossene Systematik polizeilichen Professionswissens auch dazu dienen, polizeilicher Arbeit eine fundierte Basis für Selbstreflexivität und Legitimität zu ermöglichen.
Es handelt sich im Kern um eine Längsschnittstudie, in der die gleiche Personengruppe dreimal wiederholt im Abstand von zwei Jahren, befragt werden soll. Das bedeutet methodisch die Durchführung sich wiederholender, teilstandardisierter, leitfadengestützter Interviews mit festen Personengruppen aus Studium//Praktikum/ Vollzugsdienst, jeweils regelmäßig nach etwa zwei Jahren. Ggf. erfolgen ergänzend Fokusgruppen-Interviews zur Erschließung von problematischen Bereichen und Problemlösungswissen.
Mitarbeiter*innen:
Dr. Stephanos Anastasiadis, Professor an der Polizeiakademie
Dr. Jens Bergmann, Professor an der Polizeiakademie
Kooperation:
Prof. Dr. Jonas Grutzpalk, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW
Laufzeit: 10.2020-09.2026